.Gedichte
Die Birken
Im Schatten der Birken
Vor dem Haus
meiner Eltern
Sitz ich und finde
Zu mir
Gar nicht selten
Erwecke die Hoffnung
Auf mich zu vertrauen
Entdecke den Stoff nun
Aus dem die Liebe gebrauen
Erlebe die Gemeinsamkeit
Mit dem Baum
Nimmt mir die Einsamkeit
Gibt mir den Traum
Den ich nun träume
Bis in den Schlaf
Nichts ich versäume
Gar nicht bewegend
Wen ich nicht traf
Die, die mich lieben
Finden mich hier
Ich sehe sie in Frieden
Schon spür ich fast
Das Leben in mir
Wie es mich hochhebt
Und in mir fühlt
Vergessen die Hast
Die in mir wühlt
Vergessen das Wort
Es war mir nur Last
Vergessen den Ort
In Frieden gefasst
Der Kleine Tod
Wenn der Schlaf
Der kleine Tod
Aus seiner Obhut mich entlässt
Und die Wirklichkeit
Langsam
Das Dunkel dann verdrängt
Das Dunkel
Das mich
In luftgepinselten Visionen nährte
Und mich fühlen ließ
Wie ruhig es ist
Das Nichts
Vor meinen Augen
Die geschlossen sind
Wie ruhig es ist
Bevor der Tag
Die Stunden
Die Minuten
Und Sekunden
Tropfen lässt.
Solange noch ein bisschen Grau in all den Möbeln meines Zimmers ist
Solange hat das Leben keinen Durst
Und auch der Traum
Noch eine kleine Frist.
Doch wenn der Morgen feinversponnen mildes Licht in Räume sendet
Bleibt nur die Hoffnung
Zu verstehen
Dass mich das Leben doch noch leben will
Noch einmal mich erweckt
Um mich zu fühlen
Mich zu sehen
Und mich zu Spiegeln hinzuführen.
Die Schneeflocke
Geboren ist sie aus dem Flockenschleier des Winters tränenreicher Wolkenpracht.
Herausgeschält, umstobt von weißen einzigartigen Kristallen.
Für kurze Zeit nun ist sie die Gespielin der launigen Januarwinde,
die sie hoch hinauf jauchzen und pfeifen und orgeln,
so, dass es in den Ohren weh tut und in den Augen schmerzt.
Im rasenden Sturm tobt die Zeit ihr davon.
Einmal gefallen, den Boden, den Grund aller Dinge berührt,
eins geworden mit der Erkenntnis, wird sie nie wieder mit den Winden torkeln.
Ihrer Bestimmung gehorchend ist sie eins geworden
mit der weißen wärmenden Decke, welche die Knospen und Gräser
und die Schlafenden, die noch Liebenden, denen kein Leid geschieht,
vor allzu hartem Frost beschützt.
Die ersten warmen Sonnenstrahlen
werden sie bald aus ihrem kristallenen Dasein befreien,
lassen sie weich werden und zerfließen.
Anschmiegsam wird sie nun in Wassern und Bächen und Flüssen
über Meere und Seen dahinfließen, über Steine und Sand,
die Fischlein erfreuen, die Geister beseelen und erquicken.
Um dann hochzusteigen in die Himmeln
und den nie enden wollenden Kreislauf neu zu beginnen.
Frühling oder früher Sommer
Da war´s Frühling oder früher Sommer
Und das Gras stand hoch im Park
Auch ein paar Blumen sprießen hin und wieder
Und es duftet ziemlich stark
Nach Frühling oder frühen Sommer
Hier im Esterhazypark
Ich war vielleicht gerade sieben
Denn mein Geburtstag, der war schon vorbei
Da sah ich sie im Grase liegen
Und mir war´s gar nicht einerlei
Erst sah ich nur die Nasenspitze
Und einen blonden Schopf dazu
Mehr sah ich nicht durch all die Grütze
Denn es war Frühling oder früher Sommer
Und das Gras stand hoch im Park
Noch dazu wegen meinem Roller
War der Fahrtwind ziemlich stark
Meine Bremse ging nur manchmal
Diesesmal nun leider nicht
Und so steckte ich im Grase
Mitten drin mit dem Gesicht
Ich lag da und lauscht´dem Klopfen
Meines Herzens an der Brust
Und dann spürte ich es tropfen
Meines Blutes Herzenslust
Da war´s Frühling oder früher Sommer
Und das Gras stand hoch im Park
Und da waren auch noch Blumen
Und es duftet ziemlich stark
Am Stadtrand spürt man Sommer
Da war´s Sommer
Und die Sonne schien dazu
Und da war eine Wiese
Und dort fand ich Ruh
Und da war ein Vogel
Und der sang
Und plötzlich war´s mir
Nicht mehr bang
Da hörte ich Autos
Von weit her
Doch stört er nicht mehr
Der Verkehr
Da ist ein Brummen
In den Ohren
Das sind vom Flugzeug
Die Motoren
Da steigt ein Kind
Mir auf den Bauch
Hochgeschreckt
Rieche ich den Rauch
Da ist Feuer
Kommt mir vor
Doch ich nehme es
Mit Humor
Denn am Sonntag
Ist´s verbreitet
Fleisch vom
Griller zubereitet
Und ich lächle
Wieder still
Weil ich weiter
Schlafen will
Da summt die Biene
Überm Grase
In dieser kleinen
Stadtoase
Da ist die Zunge
Von einem Hund
Ich hoffe nur
Er ist gesund
Brav leckt er mir
Mein Gesicht
Doch Frauchen meint
Das tut man nicht
Nun ist das so
Hier auf der Wiese
Für mich ist´s
Wie im Paradiese
Wahrheit
Eine einfache Wahrheit, das wäre schön
Schön unkompliziert
Eine Wahrheit, an die man ohne Zweifel glauben könnte,
Zumindest solange wie es wichtig wäre, daran zu glauben.
Irgendwann verliert ja alles an Wichtigkeit.
Ein zarter Schleier breitet sich über vergangene Realitäten,
daraus wird bald eine Decke, ein Teppich, eine Wiese.
Da könnte man Fußball spielen, keiner würde was merken und du am allerwenigsten.
Also, sag die Wahrheit, leb die Wahrheit, überzeuge jeden und alles von deiner Wahrheit,
zumindest so lange es wichtig ist und dann, Schleier, sanfter Übergang, wenn möglich.
Keine Angst, deshalb wird nicht gleich alles zur Lüge, es ist nur nicht mehr so wichtig,
und deshalb unkompliziert schon fast vergessen, verziehen, weil es keiner bemerkt hat
oder bemerken wollte.
Wildes Kind
Du hast gelernt hier zu leben
keiner sagte dir warum
Kirche Staat und Schule
Hielten dich nur stumm
Du bist geboren als wildes Kind
Die Zeit in dir wie Sand verrinnt
Vieles hast du schon vergessen
Vieles hast du nicht probiert
Hast versucht dich zu verbessern
und dich letztlich doch geirrt
und jetzt lebst du doch dein Leben
und du glaubst nun auch ans Licht
vieles hat man dir vergeben
doch Erlösung fandst du nicht
Du glaubst, das Alter macht dich weiser
Und deine Zukunft, die ist klar
Aber du bist jetzt nur etwas leiser
Und die Lüge, die wird wahr
Schön langsam wirst du nun auch älter
Und du bist schon außer dir
Und die Liebe, die wird kälter
Und es gibt schon lang kein Wir
Du bist geboren als wildes Kind
Die Zeit in dir wie Sand verrinnt